Die geologische Struktur Ibbenbürens ist
sehr vielschichtig. Im Schafberg treten karbonische Gesteine aus der Steinkohlenzeit
bis an die Erdoberfläche, welche die Grundlage des Steinkohlenbergbaues
in Ibbenbüren begründet. Der Teutoburger Wald besteht im
wesentlichen aus Kreideformationen.
Sowohl im Schafberg als auch im Teutoburger Wald
finden sich zusätzlich reiche Sandsteinschichten. Der Sandstein spielt
in Ibbenbüren eine große Rolle, wobei zuerst der gelbflammige
Kohlesandstein des Schafbergs zu nennen ist, der in vielen Gebäuden,
nicht nur in Ibbenbüren, wie zum Beispiel in der Christuskirche, verbaut
worden ist. Weitere Gebäude in denen Ibbenbürener Kohlesandstein
verbaut wurde sind zum Beispiel die Propsteikirche in Dortmund, Marienkirche
in Warendorf, Maximilian-Kolbe Haus in Dortmund, Westdeutsche Landesbank
Münster, Kaufhaus Leffers in Düsseldorf, Haus am Rhein in Düsseldorf,
Landeszentralbank in Bad Hersfeld, Deutsche Bank Arnsberg und die Deutsche
Bank in Castrop-Rauxel, um nur einige Gebäude zu nennen. Der Kreidesandstein
des Teutoburger Waldes ist dagegen sehr porös und von schmutziger
Farbe, weshalb er nur in der Straßenpflasterung Verwendung fand.
Der im Schafberg auch vorkommende oberkarbonische
Schieferton wird vor allem zur Herstellung von Klinkern und Ziegelsteinen
verwandt
Die Bahnlinie Hannover-Amsterdam verläuft auch durch Ibbenbüren mit dem Teilstück von Osnabrück nach Rheine das seit 1854 befahren wird. Dazu gibt es noch zwei weitere Bahnlinien. Einmal die Tecklenburger Wald-Eisenbahn, welche heute zu Ausflugsfahrten mit Dampflokomotiven befahren wird und die Tecklenburger Nordbahn. Beide Linien haben Anschluß an die Hauptstrecke.
Da es in Norddeutschland keinen Wasserlauf gibt, welcher das ganze Jahr hindurch Schiffe tragen kann wurde im Jahre 1897 der Dortmund-Ems-Kanal gebaut. Dieser mündet südlich von Lingen in die Ems und verbindet so das Ruhrgebiet mit der Nordsee. In Bergeshövede zweigt von dem Dortmund-Ems-Kanal der Mittelland-Kanal ab, der über Uffeln im Westen Ibbenbürens nach Osten führt und Ibbenbüren so mit Berlin verbindet.
Bei Greven, 25km südlich von Ibbenbüren,
liegt der Flughafen Münster-Osnabrück
(FMO) welcher seit Jahren einen großen Aufschwung erlebt und
die Region so, mit der ganzen Welt verbindet.
Die Quelle der Plane lag nordöstlich der ehemaligen Gastwirtschaft Leischulte beim Zusammentreffen der B219 und der L501 (der ehemaligen B65). Sie führte östlich neben der Osnabrücker Straße (B219) entlang und nahm auf halber Höhe des Schafbergs an der heutigen Straße „von der Heydt“ einen anderen Sturzbach auf, der von den östlich gelegenen Bergteichen kam. Eine weitere Straße mit dem Namen „Am Bergteich“ zeugt noch von dieser Gegebenheit. Gegenüber der Gastwirtschaft Leugermann an der Osnabrücker Straße stand früher Welps Schleifmühle, welche von der Plane gespeist wurde. Danach floß das Wasser in die Brandteiche, oberhalb der Schmiede Goeke, welche noch heute zu erkennen sind. Auf dem Uphofe, heute Uphof beim Finanzamt, stand eine Mahlmühle welche auch von der Plane angetrieben worden ist. Von dort aus führte der Weg zum Unteren Markt, wo Ibbenbüren einst entstand, weiter nach Südwesten um als Merschbach die Wiesen zu bewässern. Noch heute heißt eine größere Straße dieses Gebietes „Merschweg“. Schließlich mündete die Plane bei der Wasserburg Langewiese in die Ibbenbürener Aa.
Weitere Bäche entsprungen auf dem Schafberg in der Nähe des Oeynhausenschachtes woran heute noch der Straßenname „Quellengrund“ am „Mühlenweg“ erinnert. Auch entlang dieser nach Norden hin abfließenden Gewässer reihten sich weitere Mühlen, welche die Kraft dieser Bäche nutzten, wie der Name „Mühlenweg“ es beschreibt.
Auf Grund des im Jahre 1859 einsetzenden Bergbaues
auf dem Schafberg versiegten die Quellen dieser zahlreichen Bäche,
so daß nur noch vereinzelt aus der ländlichen Beschaffenheit
auf diese Gewässer geschlossen werden kann.
Das größte Hünengrab aus dieser
Zeit befindet sich nordöstlich von Westerkappeln und ist an der L599
gelegen. Es ist unter dem Name „Sloopsteene“ bekannt und besteht aus mehreren
sehr großen Steinen.
Andere Hünengräber aus der Steinzeit
befinden sich in Lage bei Mettingen, in Ibbenbüren bei der heutigen
Christuskirche, in Laggenbeck und in Wechte bei Tecklenburg. Leider sind
diese Gräber heute größtenteils zerstört.
In einem 1928 in Wechte bei Tecklenburg ausgegrabenen Hünengrab fanden sich noch Skelette und Knochen von über 200 Bestattungen.
Die Ära der Bronzezeit dauerte bei uns von zirka 1800 bis 800 vor Christus. Zu dieser Zeit kam aus Thüringen ein Volk in unsere Gegend, welches nach ihren durch Schnüren verzierte Tongefässe, die „Schnurkeramiker“ genannt wurde.
Lediglich 1931 wurde im Bocketal ein sehr gut erhaltenes Bronzebeil gefunden, ansonsten aber sind in unserer Gegend keine weiteren Funde gesichtet worden.
Diese Menschen verbrannten ihre Toten und bestatteten sie in Gefäßen und stellten diese auf große Felder. Im Jahre 1930 wurden auf dem Heldenfriedhof an der Ledder Straße, 27 solcher Gräber freigelegt. Die Urnen bestanden aus glatten Töpfen in denen sich die Knochen der Verstorbenen befanden. In Laggenbeck wurden Urnen gefunden, welche mit Schnüren verziert worden waren (Schnurkeramik). Zweifellos war unser Amtsbezirk in der Bronzezeit gut besiedelt.
Seit etwa dem achten Jahrhundert vor Christus folgte die Eisenzeit. In einem Rauhtopf, welchen man auf der Grone bei Ibbenbüren barg, fand man eine stark zersetzte Eisenspitze, die aus der Zeit stammen könnte.
In der Zeit um Christi Geburt, versuchte Julius Cäsar der mächtige Kaiser der Römer, auch Norddeutschland zu erobern. Zu dieser Zeit lebte in diesem Gebiet der germanische Volksstamm der Brukterer. Den Römern gelang es jedoch nicht, die Brukterer vollständig zu besiegen. Um so mehr freute es die Römer, als die germanischen Stämme der Chamaver und Angrivarier es schafften, die Brukterer zu vernichten, wie es der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtete. Aus diesem Bericht läßt sich schließen, daß die Römer zu jener Zeit auch in unserem Gebiet gewesen sein mußten. Im Habichtswald, an der Straße von Tecklenburg nach Westerkappeln, vermutet man ein Römerlager und im mittlerweile abgetragenen Heidenturm in Ibbenbüren fand man einen behauenen Stein mit römischen Skulpturen. Dieser Stein ist noch heute im Museum in Münster zu sehen.
Um den Römern, welche sich mittlerweile in Norddeutschland bewegten, zu begegnen, schlossen sich immer mehr Germanen zu Völkerbündnissen zusammen. Die wichtigsten germanischen Völker im Norden waren nach diesem Zusammenschluß die Goten, die Sachsen, die Thüringer, die Franken und die Alemannen. Die Sachsen bewohnen noch bis zum heutigen Tage unsere Heimat.
Nachdem die Sachsen alle Völkerstämme von der Weser bis zum Rhein unterworfen hatten, teilten sie sich in drei Stämme auf: die Westfalen, die Ostfalen und die Engern. Das gesamte Sachsenvolk war zu dieser Zeit das mächtigste unter den Nordgermanen. Da das Land der Sachsen aber sehr offen war, waren sie gezwungen ihr Reich durch Schutzburgen zu schützen. Zu diesen Burgen gehörten auch die Iburg, die Tecklenburg und die Wallburg im Bocketal.
In Missionarsberichten ist nachzulesen, daß
das Land der Brukterer um das Jahr 700 n.Chr. von den Sachsen einverleibt
war.
Der letzte Präfekt, Gottschalk von Ibbenbüren (1129-1177), erbaute nach 1150 das Schloß Ibbenbüren, als dessen letzter Rest noch vor einigen Jahren als Heidenturm in Ibbenbüren zu sehen war.
Der letzte Nachkomme, ein Sohn Bernhard, lebte von 1186 bis 1203 als Fürstbischof von Paderborn. Er übertrug seine Besitzungen in Ibbenbüren 1189 an den Grafen Simon von Tecklenburg, da er sich als Fürstbischof nicht um sie kümmern konnte.
Mit dem Fürstbischof Bernhard II. von Paderborn
erlosch das Edelherrengeschlecht von Ibbenbüren.
In Jahre 1147 bestätige König Konrad III. (1138-1152) dem Kloster in Herford seinen Besitz in Ibbenbüren.
Dies sind die beiden ältesten Urkunden, in denen der Name Ibbenbüren Verwendung findet. Hieraus ergibt sich auch das Jahr 1996, in dem Ibbenbüren sein 850jähriges Bestehen feierte.
Tatsächlich ist Ibbenbüren aber viel älter, so wie viele Bodenfunde auch aus der Steinzeit im Tecklenburger Land dokumentieren. In frühgeschichtlicher Zeit saßen bis zum Teutoburger Wald und bis zum Hügelland der Osnabrücker Berge die Brukterer. An deren Gebiet schlossen sich nördlich die Amsivarier an.
Nachdem die Sachsen von 695 in diesem Gebiet waren
und sich danach in drei Volksstämme, die Ostfalen, die Westfalen und
die Engern aufteilten, gehörte das Gebiet zu dem westfälischen
Teil des sächsischen Stammgebietes.
Erst die Sachsenkriege Karls des Großen brachten zufriedenstellende Ergebnisse, weil dem Schwerte das Kreuz folgte. Mit der Eingliederung Sachsens in das Reich Karls des Großen konnte die Christianisierung abgeschlossen werden. Die Quellen der Christianisierung lagen wohl in den Klöstern Visbeck und Meppen als auch im Bistum Osnabrück, welche um das Jahr 785 gegründet wurden.
Durch Mönche, welche aus der Diözese Lüttich gekommen waren, dürfte auch in und um Ibbenbüren die Bildung einer kirchlichen Gemeinde erfolgt sein.
Die zahlreichen königlichen Güter, welche sich in karolingischer und fränkischer Zeit in unserer Gegend nachweisen lassen, weisen jedoch darauf hin, daß die Gründung einer Kirchengemeinde schon in der karolingischen Zeit erfolgt ist. So besagt eine aus dem Jahre 1348 stammende Urkunde, daß von Karl dem Großen in Ibbenbüren, auf königlichem Besitz, eine Kirche gegründet worden sei.
Von dieser Urpfarrei spaltete sich im 12. Jahrhundert die Kirche in Brochterbeck als Eigenkirche ab. So folgte im 13. Jahrhundert die Pfarrei in Ledde und die schon seit dem 11.Jahrhundert stammende Eigenkirche in Riesenbeck.
Im 14.Jahrhundert bestand das Kirchspiel Ibbenbüren aus den Gemeinden in Alstedde, Osterledde, Bockraden, Schafberg, Uffeln, Püsselbüren, Schierloh, Dörenthe, Lehen und Laggenbeck. So zählte das Kirchspiel Ibbenbüren, trotz der Abspaltung Laggenbecks im Jahre 1863, noch bis zum Ende des 2.Weltkrieges zu den größten Kirchspielen im Bistum Münster.
Im Jahre 859 kam der alte Königsbesitz in
Ibbenbüren durch König Ludwig in den Besitz des Klosters Herford
welches im Jahre 822 gegründet worden ist. Im Jahre 1147 ließ
sich die Fürstabtässin zu Herford von König Konrad III.
diesen Besitz in Ibbenbüren, Lengerich und Lienen bestätigen.
Mit diesem Besitz ging auch die, sich in Ibbenbüren
befindende Kirche, in den Besitz des Klosters über.
Aus einer Urkunde aus dem Jahre 1348 geht hervor, daß die erste Ibbenbürener Ortskirche im Jahr 799 von Papst Leo III. geweiht wurde. Im Jahre 1140 wurde eine Nachfolgerin der ursprünglichen Holzbasilika vom Osnabrücker Bischof Udo geweiht, und eine Urkunde aus dem Jahre 1146 beschreibt den genauen Standort dieser Kirche. Der Bauplatz für diese Kirche war jedoch kleiner, als derjenige, der jetzigen Christuskirche, wie aus Akten aus deren Erbauung hervorgeht, und lag auch etwas weiter nordöstlich, wie der damalige Pfarrer Grest beschrieb.
Im Jahre 1521 wurde diese Kirche jedoch abgerissen,
da man einen Einsturz befürchtete, weil sich die Kirche seit 1492
in einem baulich schlechten Zustand befand.
So wurde erst im Jahr 1523 der Grundstein für
die Christuskirche gelegt. Nach zehnjähriger Bautätigkeit konnte
die Kirche dann 1533 geweiht werden.
1967 fand man beim Erdaushub auf dem Kirchplatz
Reste von Grundmauern einer früheren Kirche. Der zutage getretenen
Formation konnte man entnehmen, daß es sich um eine Kreuzkirche gehandelt
haben muß.
Der im 12.Jahrhundert vorherrschende Baustil
war die kreuzförmige Basilika, welche deshalb auch wohl in Ibbenbüren
gestanden haben wird. Steinfiguren, die die vier Kirchenlehrer Gregorius,
Hieronymus, Augustinus und Ambrosius darstellen, schmückten einst
diese Basilika. Sie hängen heute in der katholischen Mauritiuskirche
beidseitig des Hauptaltars.
„Anno Domini MCCCCCXXIII Johannes connatus de
brumlev vicarius tunc plebanus hic primi lapidis locatio et ymi; quo vero
defuncto peteris rogat eo.“
>“im Jahre des Herren 1523 hat der Vicar Johannes,
aus dem Geschlecht von Brumlev, zu der Zeit Pleban, hier den Grundstein
und das Fundament gelegt; doch wenn er es vollendet hat, wirst Du, so bittet
er hierher gebeten.“
Seit dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 bauten sie eine eigene Landeshoheit, die sich auf vogteiliche, landesherrliche Gebietsrechte stützt, auf.
So versuchten im Gebiet des Osnabrücker Bistums
neben den Grafen von Calvelage-Ravensberg auch die Grafen von Tecklenburg
landesherrliche Rechte in Anspruch zu nehmen. Die Grafen von Tecklenburg
verblieben als Sieger in diesem Gebiet, auch auf Grund von Grundbesitz,
Vogtei, Gericht und Burg.
Die Grafen von Tecklenburg stammen ursprünglich
aus dem Geschlecht der Grafen von Zutphen aus dem Mainzer Erzbistum. Um
1400 war jedoch ihre Zeit vorüber und das Geschlecht der Grafen von
Tecklenburg sank in die Bedeutungslosigkeit ab.
Die Grafen von Tecklenburg besaßen auch
die Landeshoheit über das Kirchspiel Ibbenbüren und die Bewohner
waren den Landesherren zu Steuer-, Gerichtsdienst, sowie zu sonstigen Leistungen
verpflichtet. Dazu kamen eine allgemeine Jahressteuer, sowie Reichs-, Kriegs-
und Willkommenssteuer.
Für die Benutzung der Marken in der Grafschaft
hatten die Bauern dem Grafen drei sogenannte Schuldschweine zu liefern,
wovon sie jedoch innere Teile, Kopf und Füße behalten durften.
Das bedeutendste Recht des Landesherren, und somit
des Grafen, war aber die Gerichtsbarkeit. Die Grafschaft Tecklenburg, die
Obergrafschaft Lingen und das münstersche Amt Bevergern bildeten ein
„Gogericht“ (Niedergericht) mit Sitz in Tecklenburg, welches Anfangs nur
über kleinere Vergehen richten durfte. Später erhielt es allerdings
den Blutbann, das war das Recht über Leben und Tod zu urteilen.
Der Richter, der von dem Grafen ernannt wurde,
gehörte nicht selten auch dem Adel an.
Nach einer Fehde mit dem Bistum Münster, um 1400, wurden Bevergern, Riesenbeck, Hörstel, Hopsten und Dreierwalde abgetrennt und Ibbenbüren, Brochterbeck, Mettingen, und Recke wurden zu einem besonderen Gerichtsbezirk zusammen gefaßt, welcher jedoch weiterhin dem Richter in Tecklenburg unterstand.
Die Obergrafschaft Lingen, zu der auch Ibbenbüren
gehörte, wurde 1548 von Kaiser Karl V. an seine Schwester Maria, der
Oberstatthalterin der Niederlande, übertragen.
Im Jahre 1555 ging die Obergrafschaft Lingen
an König Philipp II. von Spanien, der sie 1578 als Lehen an Prinz
Wilhelm I. von Oranien abgab. In den Jahren 1605-1635 waren nochmals die
Spanier Landesherren der Obergrafschaft, bis sie im 30jährigen Krieg,
1633 wieder an die Oranier fiel. Nach dem Westfälischen Frieden wurde
sie mit den Niederlanden vereinigt. Christoph Bernhard von Galen unterbrach
die Herrschaft der Oranier noch einmal von 1672-1674. Seit dem Jahre 1702
ist die Obergrafschaft Lingen und somit auch Ibbenbüren preußisch.
Für die evangelischen Christen:
1953 Lucaskirche, Dickenberg
1961 Matthäuskirche, Schafberg
1961 Markuskirche, Dörenthe
1961 Pauluskirche, Langewiese
Um diese Kirche entstand eine Marktanlage und eine Siedlung, die sich ursprünglich bis zum Oberen Markt ausdehnte, wo noch im 16.Jahrhundert die Reste einer Mauer das spätere sogenannte Oberdorf vom Unterdorf trennte.
Da an den Sonntagen auch die Bewohner des Umlandes
zur Kirche kamen, und das Leben sehr rege war, ist es verständlich,
das sich um die Kirche Handwerker, Gewerbetreibende und Krämer ansiedelten
um an diesem Tage ihre Geschäfte zu tätigen. So entstand um die
Kirche herum eine geschlossene Siedlung, welche im 14.Jahrhundert als Dorf
bezeichnet werden konnte, und später als Hauptort der Obergrafschaft
Lingen galt.
Da der Grund und Boden, auf dem Ibbenbüren
stand, königliches Gut beziehungsweise Gut des Klosters Herford war,
waren die Einwohner Ibbenbürens nicht mit Eigentum oder grundherrlichen
Lasten beschwert, sondern frei.
Dies war der Hauptgrund dafür, daß
sich in Ibbenbüren ein Gemeindeleben mit städtischem Charakter
entwickeln konnte.
Mittelpunkt des Lebens waren die Kirche, der Markt
und die seit 1345 nachweislich bestehende Schule. Um den unteren Markt
herum bestanden vermutlich auch einige Häuser. Die Siedlungen erweiterten
sich nach Osten, und so entstand dort der Uphof oder Upmeyer, welcher in
der Feldmark lag.
Diese Aufteilung Ibbenbürens ist wohl auch
ein Grund für die Streitigkeiten zwischen dem Grafen von Tecklenburg
als Besitzer der Vogtei und der Äbtissin zu Herford in dem Jahre 1245
und den darauf folgenden.
Neben einer großen Anzahl von Brauereien
und Brennereien gab es in Ibbenbüren alle möglichen handwerklichen
Betriebe, wie zum Beispiel Leinenhandel, Großkaufmänner, Weinhandel,
Handwerker und Gewerbetreibende.
Die Siedlung Ibbenbüren war durch die beiden Bäche, welche durch die heutige Kanal- und Brunnenstraße flossen geschützt. Im Süden bot die Aa eine gewisse Sicherheit, während im Nordwesten der Zugang durch Schlagbäume geschützt war.
In den Auseinandersetzungen der Landesherren wurde
Ibbenbüren oft mit einbezogen. So litt die Kirche und der Ort im Jahre
1417 merklich. Auch in den Kämpfen Karls V. mit dem Grafen von Tecklenburg
1548 wurde Ibbenbüren sehr mitgenommen. Daraus entstand unter anderem
das sogenannte Oberdorf um den Oberen Markt herum. Am 8.6.1580 brannte
das Haus von Hermann Wandmacher auf dem Mourenkamp nieder. Auch in den
Kämpfen zwischen den Spaniern und den Niederländern wurde Ibbenbüren
schwer heimgesucht.
1591, am Weihnachtsmorgen wurde das Dorf während
einer Weihnachtsfeier geplündert, die Häuser verbrannt und der
Pastor mit 45 Hausleuten gefangen genommen. Im Jahre 1606 wütete in
Ibbenbüren die Pest. 1659 brannte das Unterdorf nochmals nieder, und
1642 plünderten und brandschatzten französische und weimarische
Soldaten das Dorf.
Durch den 30jährigen Krieg wurde die Entwicklung
Ibbenbürens sehr gehemmt. Da kein Kapital vorhanden war, um die Kriegsschäden
zu reparieren wurden im 17.Jahrhundert viele Grundstücke und Renten
verkauft.
Während der oranischen Herrschaft ging die
Verwaltung auf den Rentmeister und Vogt über, welche in Ibbenbüren
wohnten.
Durch die konfessionelle Scheidung, seit der Reformation,
war die Einigkeit der Bürger sehr getrübt, da sich mit den kirchlichen
auch die politischen Situationen ständig änderten. So gehörte
die Pfarrei Ibbenbüren bis zur Reformation zum Bistum Osnabrück.
Im Jahre 1559 fiel die Obergrafschaft Lingen an das Bistum Deventer. Im
Jahre 1703 zerstörte ein Sturm den Turm der evangelischen Kirche und
somit die umliegenden Häuser.
Der Handel mit dem nahegelegenen Holland, mit Osnabrück und Münster tat ein übriges für die Entwicklung des Handels und der Industrie in Ibbenbüren. Dadurch entwickelte sich Ibbenbüren immer mehr zum Mittelpunkt der Obergrafschaft Lingen.
Das meiste Geld für dieses Heer kam zwar aus England, doch mußten die Ländereien und Städte in denen Einheiten des Heeres einquartiert wurden viele der Kriegslasten übernehmen. Die Einqartierungen lasteten auch auf den hiesigen Bauern sehr schwer. So kamen viele Bauern in dieser Gegend fast an den Rande des Ruins weil ihnen von den Soldaten kaum noch etwas gelassen wurde. So wurden nicht weniger als 157 Pferde während des Krieges von den Bauern gefordert. Allein im Jahr 1760 mußte vom Amt Ibbenbüren 21.678 Reichstaler an Besatzungssteuer gezahlt werden.
Doch das war noch nicht alles was dieser Krieg forderte. So gingen preußische Werber von Hof zu Hof und forderten die Söhne auf, in das Heer einzutreten. Damals flohen viele Söhne nach Holland, um so dem Kriegsdienst zu entgehen.
So war das Ergebnis des sieben jährigen Krieges eine große Verarmung und ein starker Rückgang der Bevölkerung.
Da das preußische Staatswesen sehr vorbildlich geleitet wurde, setzte sehr bald, nach Ende des Krieges, die Beseitigung der Kriegsschäden ein. Der preußische König kam zu diesem Zweck persönlich in seine westlichen Provinzen, und auf diesem Wege auch 1763 nach Ibbenbüren. Der König schenkte den Bauern Militärpferde und Saatkorn, damit diese, die Felder wieder bestellen konnten.,
Für den Leinenhandel wurde im Jahre 1666 in Ibbenbüren eine Legge gegründet, an der der Wert des Leinens gemessen wurde, und 1672 entstand auf dem Dickenberg die erste Ziegelei.
Im Jahre 1687 übernahm die Regierung in Lingen das Kohleschürfen, die Steinbrüche und das Kalkbrennen in eigener Regie und beauftragte die Vögte in Ibbenbüren mit der Überwachung.
Um das Jahr 1763 kam in Bockraden eine Eisenhütte dazu, in der das sehr silberhaltige Eisenerz aus den Steinbrüchen verhüttet wurde.
Die größte Bedeutung ist jedoch der hiesigen Steinkohle beizumessen, welche in königlichem Betrieb abgebaut wurde. Sie ist auch der Hauptgrund, daß Oberlingen im „Wiener Kongreß“ bei Preußen verblieb und nicht mit Niederlingen an Hannover überging.
In den dreißiger Jahren des 19.Jahrhunderts
erfuhr der Steinkohlenabbau einen großen Aufschwung, nicht zuletzt
wegen des bedeutenden Handels mit Hollands und der Errichtung des Eisenbahnbetriebs
von Rheine nach Löhne. Eine Chronik aus dem Jahre 1826 berichtet von
zahlreichen Kohlenzechen, wie etwa auf dem Dickenberg, Glücksburg
und Buchholz, welche zirka 200 Arbeitern Unterhalt und Arbeit boten.
Besonders, seitdem die Eisenbahnlinie Rheine
– Hannover im Jahr 1856 neue Absatzgebiete erschloß und die eisenverarbeitende
Industrie im Osnabrücker Raum einen erhöhten Bedarf meldete,
stieg die Förderung der Steinkohle in Ibbenbüren
gewaltig. So wurde allein im Jahr 1870 mit einer Belegschaft von 684 Mann
129.474 Tonnen Steinkohle abgebaut.
Mit dem Ackerbau war auch die Leinenherstellung eng verbunden. So wurden in über 52 Häusern in Ibbenbüren berufsmäßig Leinen gewebt, und das über die Ibbenbürener Legge vergütete Leinen wurde größten Teils nach England exportiert. Als die Ausfuhr nach England von den Franzosen im Jahr 1809 unterbunden wurde mußte die Legge in Ibbenbüren schließen, was ein herber Schlag für die Leinenindustrie war. Von diesem Schlag erholte sich die Leinenindustrie in Ibbenbüren nicht wieder, obwohl im Jahre 1823 die Legge wieder eröffnet wurde. Um 1850 erlag sie dann der Konkurrenz der modernen Maschinen.
Außer den Steinkohlenzechen und der Landwirtschaft erfreuten sich auch Eisensteinzechen eines lebhaften Aufschwungs. So entstanden die Zechen Rochus, Perm und Hektor, welche von der Georgsmarienhütte in Osnabrück ins Leben gerufen wurden.
Ein weiterer Stein, der in Ibbenbürens Industrie eine große Rolle spielt, ist der Sandstein. Der Hauptaufschwung kam mit der Eröffnung der Eisenbahn 1856. So wurden auf weite Entfernung zu den meisten Monumentalbauten und Kirchen der gelb-flammige Ibbenbürener Sandstein verwendet. Der Sandstein aus dem Schafberg fand seine Verbreitung selbst in dem Bau der Buhnen auf der Nordseeinsel Borkum und gab etwa 1000 Menschen aus der Region Arbeit.
Auch Kalkstein wurde aus den hiesigen Steinbrüchen im Schafberg und dem Teutoburger Wald zu Tage gefördert. Noch heute kann man auf der Südseite des Teutoburger Waldes bei Brochterbeck und bei Dörenthe die großen weißen Steinbrüche sehen. Einen Aufschwung erhielten so auch die Kalköfen, welche in Dörenthe und Bockraden standen, aus den Kohlegruben günstige Kohlen zum Befeuern der Öfen erhielten und einen großen Absatz in Holland im Münsterland und im Emsland hatten.
Die Ziegelindustrie auf dem Dickenberg, die auf den in hiesigen Steinbrüchen geförderten Ton zurück griffen, kann auf eine fast 300 Jahre alte Überlieferung zurückblicken. Die Nachfrage, die auf dem Baumarkt bestand, lies die Jahresproduktion auf etwa 20 Millionen rote Ziegelsteine ansteigen, und brachte so, manchem Fuhrwerksbesitzer, der die Steine auslieferte, einen lohnenden Verdienst.
Im Jahre 1825 entstand in Ibbenbüren auch eine Glashütte, welche in ihrer Blütezeit 60 Mitarbeiter beschäftigte, aber 1966 in Konkurs ging.
Die Familien, deren Männer zum Krieg einberufen wurden, brauchten immer mehr Unterstützung, welche die Gemeinden sehr viel Geld kosteten. So war es 1916 notwendig geworden sogenannte Bezugscheinstellen einzurichten, um die notwendige Versorgung der Familien zu sichern. Aus dem Krieg kamen von allen, aus dem Amt Ibbenbüren eingezogenen Männern, insgesamt 551 Männer nicht zurück.
Schon im November 1914 kamen über 100 verwundete Soldaten nach Ibbenbüren, wo sie im Krankenhaus und im Reservelazarett an der Werthmühle versorgt wurden. Nach den Verwundeten kamen die Kinder aus dem Ruhrgebiet, die vor dem Krieg in Sicherheit gebracht werden sollten, nach Ibbenbüren. Allein im Jahr 1916 kamen 159 Kinder in den Sommerferien aus Berlin nach Ibbenbüren, um die Not und Lebensmittelknappheit ihrer Familien daheim zu mildern.
Als das Friedensangebot des Kaisers am 12.12.1916 negativ Beantwortet wurde verschlechterte sich die Lebensmittelversorgung erst recht. Von nun an wurden Lebensmittel wie zum Beispiel Brot, Fleisch, Butter, Eier, Kartoffeln und Zucker scharf rationiert. Diese Rationierungen traf die Bevölkerung in den Industriezentren wie zum Beispiel dem Ruhrgebiet am härtesten. So nahmen 1917 am Aschermittwoch Familien aus Ibbenbüren über 110 Kinder aus Recklinghausen auf, um den Familien dort beim Überleben zu helfen.
Als am 9.November 1918 die Revolution ausbrach, und der Krieg verloren ging, lag unter anderem auch die Ibbenbürener Industrie zerstört am Boden. Besonders traf es die hiesige Textilindustrie, welche fast vollständig auf Kriegswirtschaft umgestellt worden war, und seit dem nur Granaten produziert hat. So war auch die Laggenbecker Ziegeleimaschinenfabrik Keller, welche schon damals international bekannt war, auf Granatenproduktion umgestellt worden. Ähnlich erging es den Weizenstärkefabriken Crespel & Deiters sowie auch Kröner, da die Brotgetreideversorgung im Laufe der Kriegsjahre fast vollständig zum Erliegen gekommen ist.
Ein Versuch diesen, durch den Krieg hervorgerufenen, Ausfall wieder wett zu machen, waren dann auch die Bemühungen die Eisenerzvorkommen nördlich von Ibbenbüren, unterhalb des Waldfrieden, abzubauen. Doch die seit 1890 liegengelassenen, geringen Erzvorkommen, welche mit Hilfe von Kriegsgefangenen abgebaut wurden, vermochten den gestiegenen Bedarf an Eisen in den kommenden Jahren nicht zu decken.
Sowie die Bemühungen der Unternehmen, die Industrie und Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, Früchte trugen kam auch schon das nächste Unglück hereingebrochen. Die auf den Krieg folgende Inflation machte sämtliche Erfolge in kürzester Zeit zunichte, und gipfelte 1923 in der größten bis dahin dagewesenen Krise die die Industrie und die Wirtschaft je erlebt hatten.
Das Papiergeld war schon während des Krieges fast ausschließliches Zahlungsmittel, und die Goldmark verlor in rasantem Kurs an Wert. Im April 1923 stand die Goldmark bei 5000 Papiermark, im Mai bei 10.000 Papiermark, im August bei sagenhaften 1.000.000 Papiermark und im November bei unglaublichen 1.000.000.000.000 (Billionen) Papiermark. So verlor die Papiermark innerhalb von sieben Monaten ihre Eigenschaft als Zahlungsmittel vollständig. Als die Landwirtschaft dann noch den Verkauf ihrer Erzeugnisse gegen Papiermark ablehnte, mußte schleunigst ein neues, stabiles Zahlungsmittel gefunden werden. So wurden die Rentenbankscheine geschaffen, mit deren Hilfe es möglich wurde die Goldmark bei einem Kurs von etwa einer Million Papiermark zu stabilisieren.
Da die gesamte Industrie mit der Stillegung zu
kämpfen hatte, und der Bedarf an Kohle anstieg, erhielten die privaten
Kohlengruben einen ungeahnten Aufschwung. Seit 1919 entstanden so über
100 kleinere Pachtgruben in denen, ähnlich wie zuvor bei den Erzvorkommen,
die früher zurückgelassenen Kohlereste abgebaut wurden.
Im Jahre 1921 hatten diese Pachtgruben, welche
„Pütts“ genannt wurden, eine Förderung von insgesamt 363.363
Tonnen Kohle, und beschäftigten über 1620 Menschen. Anfang des
Jahres 1935 waren jedoch die meisten dieser Pachtgruben wieder verschwunden,
und nur in fünf Gruben wurde noch Kohle gefördert.
Als Resultat dieser Entwicklung folgte der fast vollständige Zusammenbruch der Industrie und der Wirtschaft. Die Arbeitslosenzahl stieg in nie da gewesenem Maße. So setzte im Jahre 1923, dem Kriesenjahr der Geschichte, die Auswanderungsbewegung auch in Ibbenbüren ein. 105 Personen wanderten damals aus Ibbenbüren aus. Größtenteils nach Brasilien, aber auch nach Nordamerika, Rußland, Polen und in die Niederlanden.
Eine weitere Folge dieser Entwicklungen war ein Wohnungsmangel in Ibbenbüren, welcher vor allem durch die Kriegsjahre und den darauf folgenden industriellen Aufschwung verursacht wurde. Da Privatkapital auf Grund der Inflation sehr knapp, beziehungsweise gar nicht mehr vorhanden war, sahen sich Staat und Gemeinde dazu gezwungen Zuschüsse zum Wohnungsbau zu gewähren. So wurden in Ibbenbüren innerhalb von vier Jahren, von 1924 bis 1928, insgesamt 476 neue Gebäude, davon allein 170 Ein- und Mehrfamilienhäuser, errichtet.
Im Jahr 1924 kaufte die Stadt von der Provinz Westfalen insgesamt über 30 Hektar Land, wovon etwa 8,6 Hektar südlich und etwa 21,5 Hektar nördlich der Aa gelegen waren. Dieses Land wurde dann zu einem Preis von 1,20 RM pro Quadratmeter an Bauwillige verkauft, da aus privater Hand Baugelände kaum zu bekommen war.
Ebenfalls im Jahre 1924 bot der Gastwirt Vogt, welcher in dem Brauereibetrieb Brüggemann, am Südhang des Schafbergs gelegen, ein Ausflugslokal betrieb, seinen Besitz der Stadt zu einem Preis von 43.000 RM an. Da die Stadt dieses Angebot jedoch ablehnte, erwarb die Genossenschaft der Schwestern vom Guten Hirten das Anwesen, welches sie mit einer etwa 3m hohen Mauer einfrieden lies, und es zum Kloster Waldfrieden machte.
Obwohl die bodenständige Bevölkerung diese Ideen nicht akzeptierte und sogar massiv dagegen anging, um diese Bewegung in Ibbenbüren im Keime zu ersticken, verfehlte sie besonders bei den vielen Arbeitslosen ihre Wirkung nicht. So führte es dazu, daß bereits 1930 bei der Wahl die NSDAP 13% der Stimmen auf sich vereinigen konnte.
Als Folge dieser Entwicklung war Ibbenbüren dann schon vor der Machtübernahme durch Hitler die Zentrale der NSDAP im gesamten Kreis. Um eine festen Rückhalt zu gewinnen schuf Ehlers dann in Ibbenbüren die SA. Im Juni 1932 wurde auch schon die SS aufgezogen, und wieder war Ehlers der Initiator in Ibbenbüren. Bis zur Machtübernahme im Januar 1933, standen der „Stahlhelm“, eine Organisation ehemaliger Frontkämpfer aus dem ersten Weltkrieg, und der „Jungstahlhelm“ mit großem Erfolg gegen die NSDAP und die Hitlerjugend an. Am 30.Januar 1933 erfolgte dann die Machtübernahme Hitlers in Berlin. Mit ihr ging die Auflösung demokratischer Einrichtungen in Ibbenbüren einher.
Noch am 1.Mai hielten Pastöre beider Konfessionen auf den Jahnwiesen Ansprachen an die Bevölkerung und ein Zug bewegte sich am Nachmittag drei Stunden durch die Straßen der Stadt, um diesen „Tag der Arbeit“ zu feiern. Zu diesem Zeitpunkt glaubte der größte Teil der Bevölkerung der Stadt noch an die Ehrlichkeit des Parteiprogramms der NSDAP. Gerade solche Äußerlichkeiten weckten das Interesse an der neuen Partei und viele Beamte brannten darauf möglichst bald Mitglieder zu werden.
Trotz der Zensur der hiesigen Presse durch die NSDAP wurden die Ereignisse am 30.Juni 1934, die Röhmrevolte, gerade durch die ausländische Presse und die ausländischen Rundfunksender bekannt. So gelangte die Aufklärung über die neue Partei auch in den entlegensten Winkel. Die anderen Parteien wurden verboten, der Stahlhelm in die SA und der Jungstahlhelm in die Hitlerjugend eingegliedert. Die HJ und der BDM zogen an Sonn- und Werktagen durch die Straßen Ibbenbürens um die Ideologien der Partei auch in alle Winkel der Stadt zu bringen. Die NS-Frauenschaft, welche 1931 mit 7 Mitgliedern gegründet worden war, war im April 1935 auf 2047 Frauen angewachsen.
Die Judenhetze fand auch in Ibbenbüren statt. Zuerst wurden durch Mitglieder der SA „nur“ die Einkäufer in den jüdischen Läden fotografiert und aufgeschrieben. Später tauchten auch in den Straßen Ibbenbürens Plakate auf, auf den geschrieben stand „Juden raus!“ oder „Juden sind unerwünscht!“. Diese Entwicklung gipfelte dann am 9.11.1938 in der Reichskristallnacht. Schon um 3 Uhr morgens wurden Juden in Ibbenbüren von SS-Männern schwer mißhandelt und ihre Häuser geplündert und demoliert. Die Synagoge, die an der heutigen Synagogenstraße gegenüber des evangelischen Kindergartens stand, wurde angezündet und brannte völlig aus. An dieser Stelle steht heute ein Altenheim, an dessen Südwand ein Gedenkstein an dieses Ereignis erinnert. An diesem Terror gegen die Juden beteiligten sich neben der SS auch die SA und die hiesige Hitlerjugend.
Der erste schwere Luftangriff auf Ibbenbüren, in der Nacht des 27.06.1940, galt eigentlich der Nike, jedoch verfehlten die Flieger das Ziel und zerbombten die Gegend um die Wilhelmstraße. Schätzungen sprechen von etwa 30 Fliegern, welche circa 50 Spreng- und 100 Brandbomben über Ibbenbüren abwarfen. Bei diesem Angriff kamen 7 Menschen ums Leben.
Am 15.07.1943 wurde in Ibbenbüren eine Heimatflak
gebildet, um die Luftangriffe besser abwehren zu können.
Alle älteren Männer und 15jährige
Schüler mußten hier Tag und Nacht Dienst tun.
In den Wochen nach dem Attentat auf Hitler, am 20.07.1944, fanden auch in Ibbenbüren Fahndungen und Festnahmen statt, um die Schuldigen zu finden. Dabei wurden die zwei Bergleute, Adolf Moh und Walter Riechel, festgenommen und im KZ Neuengamme inhaftiert. Sie wurden nach dem Zusammenbruch, im Jahre 1945, zusammen mit anderen Häftlingen auf das Schiff „Arkona“ gebracht, welches in der Lübecker Bucht versenkt worden ist.
Im Verlauf des Kriegsjahres 1944 verstärkten sich die Luftangriffe auf Ibbenbüren und Umgebung. Am 6.11.1944 gab es in den Abendstunden einen Luftangriff, zu dem im Voraus sogenannte „Christbäume“ abgeworfen wurden. Diese bestanden aus circa sechs miteinander verbundenen Leuchtbomben von enormer Leuchtkraft.
Am 1.1.1945 wurde ein auf dem Bahnhof Esch stehender Güterzug mit Strohballen in Brand geschossen. Gegen Mittag erfolgte dann eine sehr große Explosion, bei der mehrere Personen starben. Im Umkreis von 500 Metern wurden die Gebäude zum Teil schwer Beschädigt und die Holzschuhfabrik Meyer, neben der der Zug stand wurde fast völlig zerstört. Auf Grund der enormen Explosion vermutete man das sich unter den Strohballen auf dem Zug Minen und V-Geschosse befunden haben. Am Abend dieses Tages war der westliche Himmel von Leuchtbomben erhellt. Auf den Kanal erfolgte ein großer Massenangriff bei dem schwerste Bomben eingesetzt worden sind, deren Detonationen auch in der Stadt noch Fensterscheiben zu Bruch gehen ließen.
Am 26.03.1945 näherte sich der Feind der
Stadt. Damit die riesigen Vorräte, welche in dem als Wehrmachtsdepot
umfunktionierten Gebäude der Fabrik Sweering lagerten, nicht dem Feind
in die Hände fielen sollte alles verbrannt werden. Da jedoch die Stadt
durch dieses Feuer gefährdet worden wäre entschloß man
sich der Zivilbevölkerung diese Vorräte zu überlassen. Dies
erledigte die Bevölkerung so gründlich, daß der Feind später
nur noch vereinzelt Überreste vorfand.
Vier Tage später, am 30.03.1945 erfolgte
ein weiterer schwerer Angriff. Das Ziel war ein Güterzug, der auf
dem Güterbahnhof stand, und Benzin geladen hatte. Durch das Benzin,
welches aus den Tankwagen ausfloß wurde die gesamte Umgebung in Brand
gesetzt, und durch die dadurch entstandene Hitze war es der Feuerwehr unmöglich
den Brand zu löschen. Erst nachdem es gelang den Zug in Richtung Laggenbeck
aus dem Bahnhof zu schieben war eine Brandbekämpfung der Häuser
in der Umgebung möglich. Die Engländer kamen von Stunde zu Stunde
immer näher, und der Volkssturm, die Reserve Deutschlands, besetzte
den Dörenther Berg und die B219 nach Münster.
Als die Engländer am Karsamstag bei Birgte eine Brücke über den Kanal bauten, konnten die Panzer und die Geschütze dieses Hindernis überqueren und über die Dörenther Chaussee und den Riesenbecker Postweg auf Ibbenbüren zu marschieren. So kam es im Teutoburger Wald zu schweren kämpfen, bei den auf beiden Seiten hohe Verluste zu verzeichnen waren. Zu dieser Zeit wurden überall in Ibbenbüren weiße Fahnen gehißt, welche jedoch von Soldaten wieder abgerissen wurden, denn die Straße von Osnabrück nach Rheine sollte unbedingt für die aus Holland zurück kommenden Armeen gehalten werden.
Am Ostersonntag, dem 1.04.1945, gab es um 5.58 Uhr Panzeralarm. Den ganzen Tag gab es schwere Kämpfe im Dörenther Berg und als es den Engländern nicht gelang voran zukommen drangen sie, am 2.04., in Lehen ein indem sie den Berg umgangen und durch das Bocketal kamen. Am 3.04. drangen die Engländer bis in die Ost- und Südfeldmark vor. In der Nacht zum 4.04. wurde das Stadtgebiet dann mit Granaten beschossen. Am 5.04. drangen die Engländer dann in das Stadtgebiet ein, und machten es zum Platz der Kampfhandlungen. In den frühen Morgenstunden des 6.04. hatten die Engländer die Bahnlinie erreicht. Von da an verlegten sie das Artelleriefeuer in Richtung der Nordfeldmark bis hin zur Osnabrückerstraße. Im Laufe des Tages kamen sie in Richtung Mettingen und Recke voran, so daß die Kämpfe im Stadtgebiet Ibbenbürens aufhörten. Als Resultat dieser Kämpfe wurden von circa 3240 Häusern 1470 zerstört.
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Die Inflation tat ihr übriges, und entwertete die Papiermark vollständig. Erst am 20.06.1948 fand die Währungsreform statt und jeder Bürger erhielt 40DM ausgezahlt. Die Konten bei den Sparkassen und Banken, aber auch die Hypotheken und Schulden wurden im Verhältnis 1:10 herabgesetzt. Langsam normalisierte sich das Leben wieder in Ibbenbüren. Auch im politischen tat sich einiges. So nahmen CDU, Zentrum, SPD, FDP und KPD unter der Militärregierung der Siegermächte ihre Arbeit auf. Am 7.09.1949 wurde die souveräne Bundesrepublik Deutschland aus den Gebieten der drei Siegermächte Frankreich, Großbritannien und USA gegründet.
Im Laufe der 50er Jahre entstanden in Ibbenbüren neue Siedlungen, zum Beispiel in Langewiese, auf dem Schafberg, in Püsselbüren und die Rählmann-Siedlung im Stadtgebiet. Auch Schulen wurden neu errichtet so zum Beispiel die Rektoratschule an der Roggenkampstraße. 1965 wurde an der Wilhelmstraße ein zweites, staatlich naturwissenschaftliches Gymnasium errichtet. Die Bevölkerung wuchs von einem Vorkriegsstand von 20,000 bis Heute auf über 49,000 an, nicht zuletzt durch die Vertriebenen aus den Ostgebieten.
Auch der Steinkohlenbergbau mußte sich erst wieder entwickeln, da durch Stromausfälle in den letzten Kriegstagen die Pumpen aus fielen und der Untertagebereich mit Wasser voll lief. So mußten die Schächte und Strebe erst wieder ausgepumpt und ausgeschlammt werden, bevor die Arbeiten weitergehen konnten. Die restliche Industrie Ibbenbürens nahm einen positiven Entwicklungsverlauf. So entstand in einem Teil der Weberei Többen ein Milchwerk, das später seinen Betrieb nach Steinbeck verlegte. 1950 nahm die Firma Franz Parsch mit der Fabrikation von Schläuchen aller Art die Arbeit auf. Auch die Wasserstraßen wurden weiter ausgebaut.
Die Häfen in Dörenthe am Dortmund-Ems-Kanal und am Mittellandkanal wurden erheblich ausgebaut und entwickelten sich zu wichtigen Umschlagplätzen. In Uffeln entwickelte sich am Kanal eine vielfältige chemische Industrie. Auch die Handwerks- und Baubetriebe entwickelten sich zunehmend durch den gestiegenen Bedarf an Wohnungen und Gebäuden. Mit der Zunahme der Bevölkerung entwickelte sich auch eine vielfältiger Groß- und Einzelhandel.
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Wirtschaftlich gesehen bietet Ibbenbüren eine gesunde Struktur. Vom Einzelhandel über Werkstätten und Fachbetrieben der unterschiedlichsten Art bis hin zur chemischen Industrie und dem Steinkohlenbergbau ist in Ibbenbüren so ziemlich alles vertreten.
Lebensqualität gibt es in Ibbenbüren viel. Zum Einkaufen muß man keine Weltreise unternehmen, so sind Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien und Fleischereien in fast jedem Ortsteil in ausreichendem Maße vorhanden.
Im Freizeitbereich hat Ibbenbüren eine Menge
zu bieten, Hallen- Frei- und Wellenbäder, Auto- und Motorradmuseum,
botanischer Garten, Kultur, Theater,
Sport und jede Menge Natur.
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Nicht umsonst lautet ein Werbeslogan der Stadt:
„L(i)ebenswertes Ibbenbüren“.
08/29/97