Ibbenbürener Steinkohlenbergbau
- heute -
Die Schachtanlage von-Oeynhausen und das Kraftwerk Block B

Aufschluß der Anthrazit-Lagerstätte Ostfeld

Seit fast 25 Jahren geht der Abbau ausschließlich in 1200 bis 1500m Teufe um.

 

Das Ostfeld ist durch vier Schächte aufgeschlossen.

Der Nordschacht, im Zentrum des Feldes, ist bis unterhalb Flöz 74 abgeteuft. Mit 1545m (-1397m NN) ist er einer der tiefsten Schächte Europas und der tiefste Steinkohlenschacht der Welt. Er dient mit einer Gestellförderung zur 5.Sohle und einer bis zur 6.Sohle reichenden Schwerlastförderung der Seilfahrt und der Materialförderung. Die übrigen Schächte sind nur bis zur 3. bzw. 4.Sohle abgeteuft und über einfallende Querschläge und Blindschächte mit der 5. und 6.Sohle verbunden.

Förderschacht ist der von-Oeynhausen-Schacht III mit zwei zweitürmigen Gefäßförderungen (Gefäßinhalt 15t, max. Fördeleistung: 1200t/h).

Der Bockradener Schacht und der Theodorschacht sind beide ausziehende Wetterschächte. Sie sind mit Axiallüftern für eine maximale Wettermenge von je 25000 kbm/min bei 9000 Pa und einer Antriebsleistung von 3500 kW ausgestattet.

Zwei weitere Schächte, die von-Oeynhausen-Schächte I und II haben nur noch Nebenaufgaben (Wasserhaltung und Wetterführung).

Das Baufeld hat eine West-Ost-Längserstreckung von 6 km und eine Nord-Süd-Ausdehnung von 4 km. Die Förderung aus den Abbaurevieren wird über ein System aus Förderbändern einem untertägigen Großbunker zugeführt und dann über eine 2300m lange Bandstraße, die rd. 600m Höhenunterschied überwindet, zur 4.Sohle am von-Oeynhausen-Schacht III gehoben. Diese Bandstraße dient – wie auch die übrigen Hauptbänder – gleichzeitig der Personenbeförderung und ist deshalb doppelstöckig ausgeführt.

Für den Materialtransport sind ausschließlich batteriegetriebene Einschienhängebahnen eingesetzt (Bild unten).

Materialtransport mit der Einschienenhängebahn
 
Auffahrung der Grubenbaue

Alle Strecken und Blindschächte werden mit Bohr- und Sprengarbeit aufgefahren. Der lichte Querschnitt beträgt in der Regel 24 qm für Hauptstrecken und 21 qm für Abbaustrecken.

Neue Abbaubetriebe werden ausschließlich aus Basisstrecken entwickelt. Dieses Verfahren hat das Herstellen von Aufhauen im Flöz abgelöst.
 

Gewinnung

Als Abbauverfahren wird Strebruchbau mit schälender Gewinnung durch Gleihobel angewandt.

Gleithobelanlage im Streb
 

Die Strebbetriebe können max. 1700m zu Felde gefahren werden, die Streblängen betragen zwischen 250 und 300m.
Die wichtigsten Elemente der Strebausrüstung sind neben dem Gleithobel als Gewinnungsgerät der Kettenkratzförderer zur Abförderung und der 2-Stempel-Schild-Ausbau zur Sicherung des Strebraumes (Bild oben).
 

Klima und Ausgasung

Im Ibbenbürener Karbonhorst beträgt die Gebirgstemperatur in 1450m Teufe 45°C. Zur Schaffung eines optimalen Grubenklimas wurde 1979 am Nordschacht über Tage eine zentrale Kälteerzeugungsanlage mit jetzt 10,5 MW Kälteleistung errichtet. Damit wird der mit zunehmender Teufe steigenden Klimabelastung der Belegschaft und der damit verbundenen Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit entgegengewirkt.

Die je Tag abgesaugte Menge von etwa 250000 kbm Grubengas (CH4) wird überwiegend in der zecheneigenen Energieversorgungsanlage EVA (27MW Dampfleistung) zur Stromerzeugung verwertet und außerdem zur Wärmeversorgung von Betriebsgebäuden genutzt.
 

Übertägige Einrichtungen

Tagesanlage der von-Oeynhausen-Schächte

Im Tagesbereich des von-Oeynhausen-Schachtes III liegt die Aufbereitung, die für eine Aufgabe von maximal 900t Fördergut je Stunde ausgelegt ist.
Der Aufbereitung vorgeschaltet ist ein Vergleichmäßigungslager mit 50000t Fassungvermögen.

Des weiteren befinden sich hier das Hauptmagazin und die Hauptwerkstätten.

Tagesanlage des Nordschachtes

Auf dem Platzbetrieb Nordschacht wird annähernd der gesamte Materialumschlag für den Grubenbetrieb bewältigt.

In 1993 wurde eine Sortier und Sichtanlage für Rücklaufmaterial errichtet. Hier wird das aus der Grube kommende, wiederverwertbare Material aussortiert und je nach Zustand der Instandsetzung oder der Lagerhaltung zugeführt.

Da der Nordschacht Hauptseilfahrtanlage ist, befinden sich die Kauen (Gebäude mit Wasch- und umkleideräumen) für den Großteil der Untertagebelegschaft.
 

Bergbau und Ökologie

Wegen der geringen Siedlungsdichte und der vorwiegend landwirtschaftlichen Nutzung der Tagesoberfläche kommt es durch den Anthrazitabbau nicht zu nennenswerten Bergschäden. Die Kostenbelastung ist entsprechend gering.
Die Berghalden werden durch die harmonische Ausformung der Oberfläche und die Bepflanzung mit standorttypischen Bäumen und Sträuchern als Landschaftsbauwerke gestaltet. Der Erfolg dieser ökologischen Integration läßt sich daran ablesen, das die Halden große Beliebtheit als Naherholungsziele genießen.

Berghalden

Kraftwerk Block B

Zur Verstromung eines wesentlichen Teils der in Ibbenbüren geförderten Anthrazit-Feinkohle wurde in den Jahren 1981 – 1986 östlich der von-Oeynhausen-Schachtanlage ein 770MW-Block mit Schmelzkammerfeuerung errichtet. Die Inbetriebnahme des Kraftwerkes erfolgte 1987. Seit Ende 1988 ist es mit voller Rauchgasentschwefelung und –entstickung ausgerüstet und erfüllt seitdem problemlos alle gesetzlichen Grenzwerte.
Inzwoschen wurden über 10 Mio. t Anthrazitkohle im Block B eingesetzt.


Allgemeine Daten
 
 
1992 1993 1994 1995 1996
Fördertage 251 251 251 250 249
Förderung verwertbar 1000 tvF (*1) 1984 2031 1981 1704 1600
Förderung verwertbar tvF / Tag 7903 8092 7892 6815 6426
Leistung unter Tage kg / MS(*2) 4564 4920 5108 5365 6065
Leistung unter und über Tage kg / MS 4152 4457 4602 4754 5042
Im Durchschnitt fördernde Abbaubetriebe (Strebe) Antahl 5,5 5,4 4,3 3,7 3,7
Durchschnittliche Gewinnungsteufe m 1397 1385 1388 1349 1387
Durchschn. Betreibspunktförderung tvF / Tag 1354 1372 1707 1684 1693
Durchschn. gebaute Flözmächtigkeit (mit / ohne Bergemittel) cm 137/124 130/117 144/123 130/114 135/115
Mittlere Streblänge m 259 279 279 275 265
Streckenauffahrung m 9430 10995 12017 10937 5922
- davon Aus- u. Vorrichtung m 2423 2327 3499 2265 1599
- davon Abbaustrecken m 7007 8668 8578 8672 4323
Abgesaugtes Grubengas (CH4) kbmCH4 / Tag 150491 210433 253882 249127 247384
- davon in der Energieversorgungsanlage verwertet kbmCH4 / Tag 131335 196024 221739 218250 172479
Stromerzeugung in der Energieversorgungsanlage MWh 71547 157529 201148 209127 152883
Kraftwerk Block B Kohleeinsatz 1000 t  950 1126 731 1291 1243
Kraftwerk Block B Stromerzeugung 1000 MWh 2919 3437 2212 3965 3962
Belegschaft zum Jahres Ende 3544 3500 3157 2986 2847
- davon Arbeiter 2831 2793 2502 2337 2215
- davon unter Tage 1785 1766 1576 1450 1374
Anteil ausländischer Mitarbeiter % 1,7 1,8 2,0 2,1 1,8
*1 tvF = Tonnen verwertbare Förderung
*2 kg/MS = Kilogramm je Mann und Schicht
 

Aus der Broschüre "Anthrazitbergwerk Ibbenbüren" der Preussag Anthrazit GmbH
aus dem Jahre 1996
Copyright 1996 Preussag Anthrazit GmbH Ibbenbüren

Mit freundlicher Genehmigung der Preussag Anthrazit GmbH, Ibbenbüren